Für mich ist das Ev. Krankenhaus am Mops das erste deutsche Krankenhaus, das ich einst kennenlernte. Seit 1970 wohne ich, gebürtige Niederländerin, mit meinem deutschen Ehemann in Breckerfeld.

Der Ortsteil Hagen-Haspe war mir am Anfang der 1970er Jahre kaum ein Begriff, das Ev. Krankenhaus auch nicht. Die Schwägerinnen hatten dort jedoch entbunden und so war es nahe liegend, dass auch ich, wenn es irgendwann soweit wäre, dort entbinden würde. So kam es denn auch: Unsere drei Kinder wurden am Mops geboren.

Zurück zum Sommer 1974. In Deutschland herrschte WM-Fieber, König Fußball regierte das Land. Ich war allerdings nicht sonderlich interessiert in Fußball. Bis kurz vor dm berühmt-berüchtigten Endspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden am 7. Juli hatte mich die ganze WM kaum berührt. Meine Schwangerschaft und die nahe liegende Geburt des KIndes beschäftigten mich wesentlich mehr.

Einige Tage vor diesem 7. Juli bekam ich nun am Mops mein zweites Kind und mir ging es gut. Das Krankenhausprsonal wusste damals um meine Nationalität. Ich persönlich hatte quasi gerade etwas für die deutsch-niederländischen Beziehungen geleistet!

Dann kam der Sonntag, der Tag des Endspiels. Ich befand mich auf der Wochenstation und fühlte mich da ganz gut aufgehoben. Meine nette Zimmerkollegin und ich waren allein im Zimmer und unterhielten uns, denn Besucher gab es an diesem Sonntagnachmittag kaum. Jeder der eben konnte, schaute sich selbstverständlich das Endspiel im Fernsehen an.

Kurz nachdem das Spiel angefangen hatte, wurde die Tür aufgerissen. Der Stationsarzt stürzte ins Zimmer, um mir ziemlich aufgeregt zu berichten, dass die Holländer ein Tor geschossen hätten. Ich war zunächst etwas verblüfft über diese Nachricht, freute mich dann aber darüber.

Der einzige Grund warum der Stationsarzt zu uns ins Zimmer kam, war ttsächlich mir den Erfolg der Holländer zu melden. Damit hätte ich niemals gerechnet und es wunderte mich schon ein bisschen.
Und schon war er wieder weg, hatte wenig Zeit, denn es war schließlich Wochenende und nicht soviel Personal anwesend.

Ich fand das damals eine erstaunliche Geste! Da der Arzt als deutscher wahrscheinlich nicht wirklich so begeistert über dieses holländische Tor war, zeigte er mir in diesem Moment wahre Größe! Ich weiß seinen Namen leider nicht mehr, aber ich denke bis heute mit Sympathie an ihn und finde die Geschichte auch heute noch erstaunlich. Er konnte ja schließlich nicht ahnen, wie das Spiel enden würde!

Zu der Zeit redete man noch nicht von interkultureller Kommunikation, aber der besagte Stationsarzt wusste anscheinend bereits in 1974 was man damit u.a. meinte.

W. Kötting, Breckerfeld

Anm. zum Foto: Artikel aus einer Ausgabe der Lokalzeitung Hagen von 1975 "Am Fernsehschirm Geburt des Kindes verfolgen" (Sr. Emmi mit Oberarzt Dr. Schnöring)