Liebe Patientinnen und Patienten,

die moderne Medizin ist außerordentlich leistungsfähig. Dadurch können sich bei einer Behandlung für Patientinnen, Patienten, wie auch deren Angehörige ethische Fragen oder Konflikte ergeben. Es geht dabei auch um die Würde der Patientin, des Patienten oder um die moralischen Werte eines Menschen.

Ethische Fallbesprechung

Zur Klärung ethischer  Fragen können Sie Hilfe durch die Ethikberatung erhalten. Ziel einer ethischen Fallbesprechung ist eine Empfehlung für eine konkrete Situation. Wir garantieren eine zeitnahe Gesprächsaufnahme mit Mitarbeitenden verschiedener Berufsgruppen und an mit an der Behandlung beteiligten Mitarbeitenden. Angehörige, Bevollmächtigte bzw. Betreuer können hinzugezogen werden.

Um eine ethische Fallbesprechung zu veranlassen, wenden Sie sich bitte an unsere Information. Die Mitarbeiterinnen werden den Kontakt zum Ethikrat herstellen.

Kontakt zur Ethikberatung

Telefon: 0 23 31 / 476 1

Wissenswertes

Beispielhafte ethische Fragen

"Ist das noch menschenwürdig?"

Die Tochter eines Patienten wendet sich an die behandelnde Ärztin: „Mein Vater (90 Jahre, dement) ist schon mehrfach reanimiert worden. Ich glaube nicht, dass das mein Vater so gewollt hätte.“

In einer Ethikberatung wird geklärt: Liegt eine Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht vor? Was ist der mutmaßliche Wille des Patienten? Welche Folgen sind bei weiteren Wiederbelebungen möglicherweise zu erwarten?

 

"Ich will nicht mehr..."

Im Verlauf eines längeren orthopädischen Behandlungsprozess wird eine fortgeschrittene

Tumorerkrankung diagnostiziert. Die Patientin sieht für sich immer weniger Lebensperspektiven und wünscht auf weitere Operationen und Therapien zu verzichten. In einer Ethikberatung kann erörtert werden, welche Maßnahmen für die Verbesserung ihres Allgemeinzustandes sinnvoll sind.

 

"Wer entscheidet?

Ein Patient (35 Jahre) mit Down-Syndrom hat durch einen Unfall ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten und muss künstlich beatmet werden. Die Eltern, die den Mann jedes Wochenende besuchen, möchten, dass die Beatmung abgestellt wird. Der gesetzliche Betreuer stimmt diesem Wunsch nicht zu.

Eine Ethikberatung ist von ihrem Wesen neutral und ermöglicht es oft zwischen den unterschiedlichen Standpunkten zu vermitteln. 

Der Ethikrat Medizin setzt sich zusammen aus Mitarbeitenden der Pflege, Ärztinnen und Ärzten, der Krankenhausseelsorge sowie der Verwaltung der Krankenhausträgers. Der Ethikrat arbeitet auf Grundlage des Leitbildes der Evangelischen Stiftung Volmarstein.

In der Beratung unterstützt Patientinnen und Patienten, Betreuerinnen und Betreuer, Angehörige, Mitarbeitende und den Vorstand der Stiftung bei ethischen Fragestellungen und erarbeitet Vorschläge für ethische Leitlinien im Bereich der Medizin.

Der Ethikrat Medizin

Der Ethikrat Medizin setzt sich zusammen aus Mitarbeitenden der Pflege, Ärztinnen und Ärzten, der Krankenhausseelsorge sowie der Verwaltung der Krankenhausträgers.

Der Ethikrat

  • arbeitet auf Grundlage des Leitbildes der Evangelischen Stiftung Volmarstein,
  • unterstützt Patientinnen und Patienten, Betreuerinnen und Betreuer, Angehörige, Mitarbeitende und den Vorstand der Stiftung bei ethischen Fragestellungen,
  • erarbeitet Vorschläge für ethische Leitlinien im Bereich der Medizin.

Unser Leitbild

„Die Achtung der Menschenwürde

verpflichtet uns, die Lebensqualität und

die Freiheit jedes einzelnen Menschen

in den Mittelpunkt unseres Handelns

zu stellen.“

(aus dem Leitbild der ESV)

Häufig gestellte Fragen

1. Woher kommt die Idee, eine Ethikberatung anzubieten?

Seit 2012 engagierte sich Pfarrer Jürgen Dittrich, ehemaliger Vorstandssprecher der Ev. Stiftung Volmarstein, Ethikberatung als allgemeines Stiftungsangebot aufzustellen. Immer wieder gab es in der Vergangenheit Mitarbeitende, die Bedarf für ethische Fallbesprechungen und Stellungnahmen angezeigt haben.
Die Idee und das Konzept von Ethikberatung ist aber keine Erfindung der Stiftung Volmarstein. In vielen Krankenhäusern und diakonischen Einrichtungen gibt es schon seit einigen Jahren das Angebot einer Ethikberatung. 

2. Wer macht die Ethikberatung?

Berufene Mitglieder der Ethikräte führen gemeinsam mit Mitarbeitenden aus dem Team / der Abteilung, in deren Zuständigkeitsbereich die Anfrage fällt, die Beratung durch und sprechen eine Empfehlung aus.

Es gibt Ethikräte für zwei Bereiche – für den Medizinbereich und für die Begleitung von alten Menschen und von Menschen mit Behinderung.
Im Ethikrat Medizin arbeiten Pfarrerin Susanne Haensel, Dr. Jörg Stockmann, Dr. Bernd Strebel, Ulrich Walther, Birgit Wink und Dr. Frank-Bernhard Zimmermann.
Im Ethikrat für die Begleitung von alten Menschen und von Menschen mit Behinderung arbeiten Sabrina Bos, Dr. Frank Herrath, Phillipp Klaas, Felicitas Kleeberg, Nicole Kötter, Inka Krefting, Dr. Andreas Krombholz, Sybille Platt, Claudine Scharfenberg, Constanze Schöneberg, Ulrike Thaesler-Eckhardt und Andreas Vesper.

3. Wer darf eine Ethikberatung anfordern? Auch Mitarbeitende?

PatientInnen, BewohnerInnen, SchülerInnen, Angehörige und BetreuerInnen können eine Beratung anfordern. Ebenso können natürlich alle Mitarbeitende der Stiftung eine Beratung anmelden.

4. Wer nimmt an einem Beratungsgespräch teil? Sind die KlientInnen bzw. AntragsstellerInnen bei der Beratung dabei? 

Mitglieder des zuständigen Ethikrates und Mitarbeitende des Teams / der Abteilung, in deren Zuständigkeitsbereich die Anfrage fällt, nehmen an der Beratung teil. In vielen Situationen können die KlientInnen, bzw. AntragsstellerInnen auch teilnehmen. Ob das im Einzelfall sinnvoll ist oder vorab ein Gespräch mit den KlientInnen, bzw. Antragssteller/innen stattfindet, entscheiden die für den Prozess Verantwortliche aus dem Ethikrat.

5. Wie läuft so eine Beratung ab? 

Anhand eines Protokollbogens erfolgt eine ausführliche Erhebung der Situation, in der medizinische, pflegerische und sozial-psychologische Faktoren Berücksichtigung finden. Die unterschiedlichen Wahrnehmungen und Entwicklungserwartungen werden besprochen. Am Ende wird eine (gemeinsame) Empfehlung ausgesprochen.

6. Was sind Themen einer Ethikberatung?

Die Themen sind so unterschiedlich wie die Arbeitsfelder der Stiftung. Hier drei Beispiele: 

  • Kann einer Bewohnerin ihr Wunsch auf ein eigenes Kind verwehrt werden? 
  • Auf welcher Grundlage darf eine Extubierung eines Patienten erfolgen? 
  • Ist die regelmäßige Fixierung eines Bewohners kontraproduktiv?

7. Was ist der Unterschied zwischen Ethikberatung und der Aufnahme einer Beschwerde?

Die Anforderung einer Ethikberatung wird wie eine Beschwerde schriftlich aufgenommen. Anschließend wird entschieden, in welchen Bereich das Anliegen gehört.

8. Was darf die Ethikberatung entscheiden?

Eine Ethikberatung entscheidet nicht, sondern spricht eine Empfehlung für einen konkreten Fall aus. Im Krankenhaus z.B liegt die letzte Entscheidung bei der Ärztin, bzw. beim Arzt. Meistens sind die „Teams vor Ort“ erleichtert, nicht alleine die Verantwortung übernehmen zu müssen.

9. Wer entscheidet, ob ein Ansinnen ein Fall für die Ethikberatung ist?

Im Bereich der Senioren-, Behinderten- und Jugendhilfe werden die Anträge meistens vom Diakon Andreas Vesper entgegengenommen. Im Krankenhaus wird ein Mitglied des Ethikrates Medizin informiert. Diese Person entscheidet zeitnah, ob es sich um ein Thema für eine ethische Fallbesprechung handelt, oder  ob das Anliegen an das Management von Kundenreaktionen, bzw. eine/n Vorgesetzte/n weitergegeben wird.

10. Wie wird das Ergebnis dokumentiert? Wer kann von dem Ergebnis Kenntnis bekommen?

Das Ergebnis der Beratung wird dokumentiert und die/der Antragsteller/in darüber informiert. 

11. Wie lange dauert es, bis man eine Beratung bekommt?

Eine Beratung findet zeitnah statt. Die Erfahrungen im medizinischen Bereich zeigen, dass die meisten Beratungen innerhalb der nächsten 48 Stunden stattfinden. Im Bereich der Senioren-, Behinderten- und Jugendhilfe bedeutet eine zeitnahe Beratung, dass sie innerhalb einer Woche erfolgt.

12. Wo finden die Beratungen statt?

Die Beratungen finden üblicherweise in der jeweiligen Einrichtung statt, da Mitglieder des begleitenden Teams an der Beratung teilnehmen können sollen.

Konnten wir Ihnen weiterhelfen? Wenn Sie Ihre Frage hier noch nicht gefunden haben oder weitere Informationen brauchen, können Sie sich gerne an die Mitglieder der Ethikräte (s. o.) wenden - oder kontaktieren Sie Pfarrerin Anja Franke.

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Chefarzt

Dr. med. Jörg Stockmann

Klinik für Inklusive Medizin

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