Chronischer Durchfall - ein Tabuthema
„Chronischer Durchfall kann viele mögliche Ursachen haben, deren Eingrenzung nicht einfach ist“ berichtete Dr. Frerix im Rahmen des Gesundheitsforums im Ev. Krankenhaus Hagen-Haspe. Das dieses Thema einen Nerv traf, zeigte sich an der regen Beteiligung, die trotz des heißen Wetters ihren Weg in den Schulungsraum gefunden hatten. Aufgrund der Vielfältigkeit der Ursachen und komplexen Diagnostik „rennen die Betroffenen nicht selten von Pontius nach Pilatus“, Worte des Arztes die von den Teilnehmern durch zustimmendes Nicken begleitet wurden. Daher nutzten die Gäste die Gelegenheit, Fragen, Ängste und Sorgen mit dem Hasper Experten zu besprechen. So wurden aus dem für eine Stunde geplanten Vortrag schnell zwei Stunden, in denen der Oberarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie geduldig alle Fragen beantwortete.
Auch für Ärzte ist chronischer Durchfall „ein undankbares Thema“, denn die eingehende Anamnese und Abklärung braucht viel Zeit und Geduld. Akuter Durchfall ist für die meisten Ärzte medizinischer Alltag, einfach zu diagnostizieren und zu behandeln - hier braucht es häufig gar keinen Arzt, damit die Symptome verschwinden. Anders ist es bei chronischem Durchfall, bei dem Hausärzte häufig die ersten Ansprechpartner sind.
Oft entstehen Missverständnisse, denn „Patienten und Ärzte sprechen nicht immer die gleiche Sprache!“ schilderte Dr. Frerix. Hiervon wussten die Teilnehmer viel zu berichten, so dass aus dem Vortrag im Verlauf eine lebhafte Diskussion unter Leidensgenossen wurde, bei der individuelle Erfahrungen als auch Tipps zum Umgang mit dem sonstigen Tabu-Thema ausgetauscht wurden. „Teilweise hatte der Abend fast den Charakter einer Selbsthilfegruppe“, freute sich der Arzt über das große Interesse und die Beteiligung an der Veranstaltung.
Im Anschluss nahm sich Dr. Frerix die Zeit, um sich in persönlichen Gesprächen mit einzelnen Patientengeschichten zu beschäftigen. So stellte sich heraus, dass eine Patientin mit vermeintlich chronischem Durchfall tatsächlich eher an einer analen Inkontinenz litt. Einem Patienten mit schwimmendem Fettstuhl wurde zu einem Test auf eine exokrine Pankreasinsuffizienz geraten und das Gallensäureverlust-Syndrom erläutert. Viel zu häufig erscheint chronischer Durchfall vorschnell als „Reizdarm“ abgetan zu werden, ohne dass zuvor eine hinreichende Abklärung erfolgt. Hat man die Ursache gefunden, reicht manchmal bereits eine Umstellung der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten, in anderen Fällen benötigen die Betroffenen eine medikamentöse Therapie. Auch Tumorerkrankungen können chronischen Durchfall verursachen. Aus diesem Grund betonte Dr. Frerix die Bedeutung der Vorsorge-Darmspiegelung, um Darmkrebs bereits in seinen frühen Vorstufen rechtzeitig erkennen und behandeln zu können.