939 wurde ich hier geboren und es war ganz selbstverständlich, dass ich auch hier meine Kinder mal zur Welt bringen würde. Aber in der Zwischenzeit gab es dann den Krieg...
Ich kann mich gut erinnern: Meine Oma lag schwer erkrankt bei Ihnen im Krankenhaus und meine Mutter und ich waren zu Besuch in Gevelsberg-Berge auf Gut Wehberg, als wir plötzlich von einem Angriff auf Hagen hörten(es war ca. 1944). Wir gingen auf den Dachboden, um von dort eine bessere Sicht auf Hagen zu bekommen. Ein glutroter Himmel zeigte sich über Hagen und meine Mutter weinte, wusste sie doch, dass ihre Mutter in Haspe im Mops lag. Aber wir waren sehr erleichtert als wir dann feststellten, dass das Mops verschont geblieben war.
Angeschlossen ans Krankenhaus war auch damals das Kinderheim und einige Kinder davon waren Kriegswaisen und sind mit mir eingeschult worden in die Kath. Mühlenwert-Schule im Herbst 1945. Irgendwann kamen zwei Mädchen, Rosemarie und Hanna, und erzählten freudestrahlend, dass sie jetzt reich würden, denn sie bekämen neue Eltern in Amerika, die sie adoptieren wollten. Was dann später aus ihnen geworden ist, müsste in einer Chronik (wenn es eine gab) festgehalten worden sein. Es würde sicherlich auch meine ehemaligen Mitschüler interessieren, denn wir Verbliebenen treffen uns immer noch zum "Klassentreffen" - und das nach 40 Jahren!
Während meiner Schulzeit in der Harkort-Schule, Enneper Straße, machten wir Besuche im Isolierhaus, um unsere erkrankten Mitschüler zu besuchen, die dann in den Fenstern saßen und sich freuten; manchmal haben wir auch gesungen.
Ein sehr bewegendes Erlebnis war dann 1961 die Geburt meiner ersten Tochter Beate. Am gleichen Tag kam meine Mutter auch ins Mops mit einer schweren Nierenerkrankung. Nach einer Blutübertragung wurde sie gelb und da man nicht wusste, woher dies kam, brachte man sie ins Isolierhaus.
Kurz vor der Geburt fragte man mich, ob ich Medikamente eingenommen hätte. Aber dies konnte ich verneinen. Hatte mir doch meine Mutter eingeschärft, während der Schwangerschaft nichts einzunehmen und lieber alle Probleme durchzustehen. Als ich dann ein gesundes Kind zur Welt brachte, kam überall Freude auf, und ich konnte nur von einem "Wunder" reden.
Meine Mutterw wollte natürlich auch gerne das Neugeborene sehen und ich fragte nach, ob ein Besuch im Isolierhaus möglich sei. Wie haben wir uns gefreut, als man uns dies erlaubte. Drei Tage später wurde dann unsere Tochter in der Krankenhauskapelle getauft. Ich lag während der Taufe dort im Krankenbett, weil ich bei der Geburt viel Blut verloren hatte. Aber auch meine Mutter konnte dabei sein und erzählte mir, dass sie bei meiner Taufe in der Kapelle am selben Platz mit ihrem Bett stand.
Später erfuhr ich, dass kurz vor der Geburt meiner Tochter ein "verkrüppeltes" Kind geboren war, und alle beteiligten aufatmeten, als sie ein gesundes Kind sahen. Es dauerte noch lange Zeit, bis man wusste, dass die werdenden Mütter Contergan eingenommen hatten.
Selbstverständlich wurde im Mops 1966 auch meine zweite Tochter Silke geboren und bei späteren Erkrankungen in der Familie lagen wir immer im Mops. Es war für uns alle beruhigend zu wissen, dass uns dort geholfen wurde. Besonders in Erinnerung habe ich, als meine beiden Kinder und ich die Mandeln heraus bekamen, dass Dr. Senska dafür sorgte, dass Tochter Silke, 4 Jahre, und Beate, 9 Jahre, mit mir gemeinsam das Krankenzimmer teilen konnten. Als es uns besser ging brachten wir ihm ein Ständchen, allerdings der Situation angepasst und umgetextet nach dem Lied und der Melodie "Danke":"Danke für alle guten Taten, danke für jeden neuen Tag...".
Bei einer Einlieferung ins Mops wurde ich gefragt, warum ich das Mops bevorzuge, da habe ich gesagt: "Hier habe ich schon Anteile erworben, das ist unser Familienkrankenhaus, hier fühle ich mich wohl."
Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meinem Bericht eine Freude machen konnte und wünsche Ihnen allen weiterhin gutes Gelingen bei Ihren Taten und es grüßt Sie ganz herzlich und sagt Danke
Ihre Helga Franke.