Geboren: Brusebrinkstraße 20, so steht es in vielen Geburtsurkunden Hagener Bürger. Gemeint ist das vor 125 Jahre gegründete Ev. Krankenhaus Hagen-Haspe. Im Volksmund sagt man schlicht „bin am Mops“ geboren.

Die Bezeichnung Mops erhielt der Hasper Stadtteil irgendwann vor vielen Jahren durch die Form des Hügels der so nach und nach bebaut wurde. Aus einer vormals etwas größeren Jugendstilvilla, wurde nach und nach ein immer größer und moderner werdendes Krankenhaus. Zweifellos gibt es viele verschiedene Abteilungen unter kompetenter Leitung, aber am beliebtesten war immer die geburtshilfliche Abteilung, zumindest für viele Hagener, speziell Hasper Bürger, aber auch aus den umliegenden Kleinstädten kamen viele Patienten.

Auch ich habe dort meine drei Töchter bekommen; ich habe an allen Geburtsvorbereitungskursen teilgenommen und auch die Angebote zur Nachsorge genutzt und jedes Mal wieder an den Kursen Spaß gehabt, denn man lernt bekanntlich nie aus. Im Krankenhaus konsultierte ich damals vor 39 Jahren noch die Gynäkologische Praxis des Chefarztes Dr. Hans-Joachim Wagner. Oberarzt war noch Dr. Schnöring. Gut umsorgt fühlte ich mich von allen Ärzten und Schwestern, aber ganz besonders möchte ich an das „Original“ Schwester Emmi Schöneweiß erinnern, einer resoluten aber nicht weniger herzlichen Hebamme von kleiner Statur.
Sr. Emmi, damals Anfang 60, übernahm auch gerne geburtsvorbereitende Kurse und stand allen schwangeren Frauen und auch schon den ersten werdenden Vätern (was damals gerade modern wurde) Rede und Antwort. Sie war streng, aber humorvoll und machte schnell jedem klar, dass sie kompetent war und ihr Handwerk aufs Beste verstand. Sie erzählte den Müttern, dass sie von Anfang an mit Dr. Hans-Joachim Wagner zusammengearbeitet und sie sich zusammengerauft hätten. Sie war ihm treu ergeben und so haben beide versucht, die Geburtshilfliche Abteilung zur besten ihresgleichen auszubauen. Offensichtlich ist es ihnen gelungen!

Sie betonte immer wieder, dass ohne entsprechende Vorbereitung die Geburt beschwerlich sein würde. Sie hatte so einen herrlichen Mutterwitz und nahm kein Blatt vor den Mund. Auch die Rückbildungsgymnastik nach der Geburt übernahm sie auf der Wochenstation persönlich und ging dafür morgens von Zimmer zu Zimmer, damit wir Mütter unsere Figur trimmten. Noch heute habe ich ihre Stimme im Ohr: „Das rechte Bein hoch und langsam gestreckt ablegen und lockerlassen. Dann das linke Bein hoch......!“

Viele Frauen wollten auch unbedingt bei Sr. Emmi entbinden, aber das war nun bald nicht mehr lange möglich, da sie sich in Rente begeben wollte. Ich hoffte also, dass ich mein erstes Kind auch noch mit ihrer Hilfe bekommen würde. Ich und fühlte mich einfach in ihrer Anwesenheit besonders sicher und beruhigt. Sie zeigte uns damals den Kreissaal und erklärte uns jedes noch so kleine Detail und wurde nicht müde uns zu erklären, dass die Geburt der natürlichste Vorgang seit Adam und Eva sei und wir davor keine Angst zu haben brauchten, sie würde uns schon dabei helfen!
Zu ihrer Unterstützung hatte sie noch Sr. Hildegard, Sr. Gertrud und später noch Sr. Anna. Alle nicht weniger kompetent und auch herzlich. Aber die kleine Sr. Emmi in ihrem schneeweißen Kittel mit der unvermeidlichen hellblauen Strickjacke, machte augenzwinkernd deutlich, dass sie die Chefin war und sie auch die Ärzte unter ihrer Fuchtel hatte.

Meine Tochter Sabrina bekam ich dann 1975 noch unter Sr. Emmis Aufsicht, mit Hilfe von Sr. Gertrud und einem jungen Assistenzarzt der ebenfalls Wagner hieß. Ich war damals noch sehr jung und habe die Beckenendlage (Steißlage) unter diesem Dreigestirn in guter Erinnerung. Da aber bei einer Steißgeburt immer zwei Ärzte anwesend sein sollten, wurde Chefarzt Dr. Hans-Joachim Wagner zu Hilfe gerufen, der sich an diesem Samstagabend in Breckerfeld bei der Jagd befand. Er kam so schnell er konnte, krempelte die Ärmel seines Jägeranzugs hoch, riss die Krawatte ab und schon konnte es losgehen. Alle waren froh über die wunderbar geglückte natürliche Geburt!

Fast drei Jahre später bekam ich dort, aber leider schon ohne Sr. Emmi, meine zweite Tochter Saskia und nach weiteren 11 Jahren auch meine dritte Tochter Sina, noch unter der Regie von Dr. Wagner. „Spätlese ist süß“ polterte er und lachte über mich, als ich meinte, dass ich mit 33 Jahren nun schon eine Spätgebärende sei! Das war im Jahr 1989 und es wurde gerade die Skulptur zum 100 jährigen Jubiläum eingeweiht. Dr. Hans-Joachim Wagner wurde kurz darauf aus Altersgründen verabschiedet und der gutaussehende und beliebte Dr. Schnöring trat an seine Stelle.

Meine Kinder entwickelten sich gut und ich lernte einen neuen Beruf, die Altenpflege. Ich arbeitete schon ein paar Jahre im Altenwohnheim Dahl, als eine kleine sehr alte Dame in unser Pflegeheim einzog. Zu Beginn meines Nachtdienstes, wurde mir mitgeteilt, dass eine neue Dame eingezogen wäre, eine ehemalige Hebamme. Ich begab mich zum Zimmer der gewissen Emilie Schöneweiß, um sie zu begrüßen. Wie erstaunt war ich, als ich meine geliebte Sr. Emmi in dieser Person erkannte, die ich jahrelang nicht mehr gesehen, aber nie vergessen hatte! Ich begrüßte sie herzlich und gab mich als ihre ehemalige Patientin zu erkennen. Auch sie freute sich sehr und wollte gerne Fotos von meinen nun schon fast erwachsenen Kindern sehen.
Sie war voller Freude und erzählte so lebhaft von ihrer wunderbaren Zeit als Hebamme am Mops-Krankenhaus und sagte zu mir: „Sag doch mal ehrlich, ich hab doch immer nur hübsche Kinder auf die Welt geholt, oder?“ Wir lachten beide und sie konnte sich sogar noch an die Aktion von Dr. Wagner im Jägeranzug im Kreißssal erinnern.

Noch einige Jahre habe ich Sr. Emmi in unserem Haus pflegen dürfen und war traurig, dass sie mit den Jahren immer hinfälliger und auch dement wurde. Aber wenn sie Kinderbilder sah, war die kleine Frau glücklich. Denn für sie, die selbst nie ein eigenes Kind hatte, waren es alle ihre Kinder die sie ans Licht der Welt geholt hatte und das waren wohl Tausende!!!! Sie ist dann ca. 1995 gestorben und ich war glücklich diese Frau, der ich und auch viele andere so viel zu verdanken haben, bis zu ihrem Tod pflegen zu dürfen!Sie ist ganz friedlich eingeschlafen und ich habe sie begleitet, wie sie mich bei der Geburt meiner ersten Tochter!

Mittlerweile ist das Ev. Krankenhaus Haspe schon wieder erweitert worden und auf dem neuesten Stand des medizinischen Fortschritts. Meine Enkelkinder wurden dort geboren und ich fühle mich immer wohl, wenn ich dieses Krankenhaus betrete, ob als Patient oder Besucher!Es bleibt das Krankenhaus meiner Wahl!

Das war meine Geschichte zum Thema 125 Jahre Mops!

Margarete Peglow

Anm. zum Foto: Artikel aus einer Ausgabe der Lokalzeitung Hagen von 1975 "Am Fernsehschirm Geburt des Kindes verfolgen" (Sr. Emmi mit Oberarzt Dr. Schnöring)